Alice Schwarzer und Chantal Luis (Hrsg.)

Transsexualität - Eine Streitschrift

Softcover, KiWi Verlag 2022, 218 Seiten

Die von Sibylle Berg bestempelte »Feminismus-Erfinderin (gefühlte Selbstbeschreibung)« Alice Schwarzer hat mit ihrer Emma-Kollegin Chantal Louis ein Buch herausgegeben. Es heißt »Transsexualität – Was ist eine Frau? Was ist ein Mann? Eine Streitschrift« und sorgt dafür, dass in den (a)sozialen Medien und der gedruckten Presse die Fetzen fliegen.

 

Was man den beiden Herausgeberinnen vorwirft ist mannigfaltig und mitunter bösartig, aber im Versuch einer kurzen Zusammenfassung: Sie würden Transmenschen damit »in die Unsichtbarkeit drängen« (Lesben- und Schwulenverband LSVD), Trans als Modeerscheinung abtun und über ein Thema urteilen, dass sie als Nicht-Transmenschen gar nicht beurteilen dürften, so Sven Lehmann, Queerbeauftragter der Bundesregierung, gegenüber den Stuttgarter Nachrichten.

 

Es folgten Diffamierungen als »Terf« (Transexclusionary Radical Feminist) und schließlich der Ausstritt von Chantal Louis aus dem LSVD nach 20 Jahren Mitgliedschaft: »Weil ihr IdeologInnen seid, die ihr Ding durchziehen wollen. Dass gerade lesbische Mädchen und Frauen dabei auf der Strecke bleiben, ist euch egal. Deshalb trennen sich jetzt unsere Wege.«

 

Was in den zahlreichen Wutschriften kaum beleuchtet wird, ist die Tatsache, dass sich Schwarzer und Louis vor allem über die in wenigen Jahren drastisch gestiegene Zahl von »medizinisch aktenkundigen jugendlichen Transsexuellen« auf der Welt wundern und mögliche Erklärungen dafür suchen. Dass sie als Herausgeberinnen auch zahlreiche andere Stimmen in Interviews und Fremdtexten zu Wort kommen lassen, wie die »Detransitioniererin« Charlie Evans, den Oberarzt für Kinder- und Jugendpsychologie Dr. Alexander Korte, die Kinder- und Jugendpsychotherapeutin Monika Albert und einige mehr. Dazu liefern sie Quellen für ihre Angaben und »Behauptungen«.

 

Natürlich kann auch dies in Zweifel gezogen werden, z.B. mit einem Churchill-Zitat: »Ich glaube nur der Statistik, die ich selbst gefälscht habe.« Fakt ist aber für Freunde und Feinde, dass die Streitschrift ein Ziel erreicht hat, nämlich zu Streit, oder besser, zu themenbezogenen Diskussionen führt. Darüber, ob die geplante Reform des Transsexuellengesetzes wirklich eine Gefahr birgt. Darüber, ob pubertierende Mädchen und Jungs im Selbstoptimierungswahn verunsicherter und identitätsgestörter sind als je zuvor. Darüber, ob der tiefsitzende Hass der *trans-Bewegung sich nicht auch mit Identifikationsproblemen in der modernen Welt begründen lässt, die durchaus auch Nicht-Transmenschen plagen. Fragt ein sich tief wegduckender Cis-Mann.

 

Klaas Tigchelaar im Mai 2022 für Schnüss