Annenmaykantereit
Schlagschatten
Vertigo / Universal / VÖ 07.12.2018
Schon auf ihrem Debüt „Alles nix Konkretes“ klangen die Kölner ziemlich erwachsen – nicht nur wegen der kratzig-tiefen Stimme von Henning May, sondern auch weil es die ehemalige Straßenmusikerband ohne Umschweife schaffte, deutschsprachigen Folk und Pop souverän und international klingen zu lassen.
Ob durchgeplant oder mit glücklicher Naivität gesegnet, Songs wie „Oft gefragt“ oder „Hurra, die Welt geht unter“ (mit K.I.Z.) klingen befreiend cool. Viele Festival-Bühnen, Konzerttouren und (so lassen die Texte zumindest vermuten) Mädchengeschichten später ist die Popmusik von AMK weiter gefestigt. Die repetitive Lyrik von May, eingebettet zwischen leisen Akustikgitarren, exakt positionierten atmosphärischen Sounds und zweiten Stimmen wirkt noch erhabener als zuvor. Durch die Songwriting-Phase in Spanien, bei der auch erste Aufnahmen entstanden, finden auch lokale Mitbringsel Verwendung, wie der südländische Offbeat-Rhythmus in „Jenny Jenny“ der mit „Oh, wie schön ist Panama“ einen doppeldeutigen Janosch-Verweis in sich trägt, für den die Jungs eigentlich noch zu jung sind. Oder doch nicht? Mit einem derart abgeklärten und gleichzeitig romantischen Album kommen sie wohl auch bei jeder Ü30-Party problemlos rein.
Klaas Tigchelaar // Veröffentlicht im Stadtmagazin Klenkes 18.12.2018
Superpunk
Mehr ist Mehr (1996-2012)
Tapete / Indigo / VÖ 06.12.2018
Nach mehr als 1000 Konzerten und fünf Studioalben machte die Garagenrockband aus Hamburg 2012 den Deckel zu und löste sich auf. Ohne den musikalischen Nachlass nochmal gewinnbringend unters Volk zu werfen, wie das sonst so üblich ist.
Weswegen für die Superpunks auch das anstehende Weihnachtsfest nicht zum Auslöser eines Sellout-Vorwurfs gedeutet werden soll, wo doch gerade jetzt ihre neue Best-Of-Plus-Raritäten-Box in die Verkaufsregale geräumt wird. Obwohl Carsten Friedrichs und Tim Jürgens in Der Liga der gewöhnlichen Gentlemen ein neues musikalisches Betätigungsfeld gefunden haben, scheint es im Fall von Superpunk nach wie vor Bedarf an Retrospektiven zu geben. Für Sammler ist diese Box unbestreitbar ein Fest: Sowohl die Vinyl-Ausgabe, als auch das CD-Boxset umfassen alle Studioalben, das Tondokument der letzten Club-Show »Nicht böse geboren – Live im Knust 2012« sowie eine CD/LP mit Raritäten und ein ausuferndes Booklet mit kompletter Band-Geschichte. Die ersten 100 Bestellungen (egal ob Vinyl- oder CD-Box) beim Label Tapete selbst gibt es obendrein zum reduzierten Sonderpreis und zusätzlich mit einer limitierten 7-Inch-Single von »Neue Zähne für meinen Bruder und mich« (bei der Vinyl-Version), bzw. einer Tribute-CD und einem Aufkleber-Set bei der Compact Disc-Version. Wohl dem Superpunk-Fan, der sein Weihnachtsgeld schon auf dem Konto hat!
Klaas Tigchelaar // Veröffentlicht im Stadtmagazin Schnüss 01.12.2018