Cloud Nothings
Last Building Burning
PIAS / Coop / Witchita / Rough Trade / VÖ 19.10.2018
Obwohl die Veröffentlichungsfrequenz der Band um Dylan Baldi recht beeindruckend ist, kann man ihnen definitiv nicht vorwerfen, mit jeder neuen Platte geflissentlich an Schmiss und Intensität zu verlieren, wie es bei so vielen Indierock-Bands der Fall ist.
Im Vergleich zum beinahe zart klingenden Vorgänger „Life Without A Sound“ von 2017 wird auf „Last Building Burning“ tatsächlich die Hütte abgerissen. Aufgenommen
wurde der 30-minütige Wutausbruch in nur acht Tagen mit Produzent Randall Dunn (Sunn O))), Wolves In The Throne Room) und erinnert mit seiner hermetischen Brachialität an das Frühwerk der Band.
Noise-Attacken, Feedback und instrumentale Atempausen wie im Zehnminüter „Dissolution“ definieren die Hardcore-Variante des Krautrocks, während Songs wie „Offer An End“ durchaus auch harmonische
Spitzen preisgeben. Definitiv keine Pop-Platte, eher ein schweres Gewitter mit kurzen, lieblichen Glücksgefühlen. Technische Finesse (Schlagzeuger Jason Gerycz!) blitzt hier ebenso souverän auf,
wie der kompromisslose Anspruch, eine wütende Serie von Songs zu veröffentlichen, die sich inhaltlich mal nicht mit dem entrückten Zustand der Welt beschäftigt, sondern vor allem mit sich
selbst.
Klaas Tigchelaar // Veröffentlicht im Stadtmagazin Klenkes
22.10.2018
Klenkes präsentiert: John Parish gastiert im Musikbunker
Foto: Maria Mochnarcz
Der Produzent und Musiker aus dem englischen Bristol ist seit Jahren so etwas wie ein musikalischer Spindoctor: seit den 1990er Jahren einflussreich an vielen Pop-Alben beteiligt, als Solo-Musiker aber nach wie vor eher ein echter Geheimtipp. Prägend ist die Verbindung zu PJ Harvey, für die er nicht nur das erfolgreiche dritte Album „To Bring You My Love“ von 1995 produzierte (und nebenbei noch mit Gitarren, Orgel, Perkussion und Drums versorgte), sondern auch seit längerem als musikalischer Leiter der Liveband tätig ist.
Nebenbei hat er auch tolle Alben für unter anderem Giant Sand, Bettie Serveert, Eels, This Is The Kit oder Tracy Chapman produziert und als Gastmusiker Schlagzeug, Gitarre und Percussion auf Alben von u.a. Goldfrapp, Sparklehorse, M. Ward oder Jenny Hval gespielt. Insgesamt schafft er es auf eine Beteiligung an über 50 Alben der jüngeren Pop-Geschichte, daneben stammen noch einige Film-Soundtracks aus seiner Hand.
Damit könnte man sich eigentlich entspannt zurücklehnen. Aber der 1959 geborene Parish möchte eben auch auf eigene Faust das Publikum mit guten Songs beglücken.
Dieses Jahr ist mit „Bird Dog Dante“ sein fünftes Soloalbum erschienen, welches er wohl zwischen diversen Produzentenjobs fertiggestellt haben muss. Eine Sammlung kreativer, teils instrumentaler Pop-Perlen zwischen Wohnzimmer-Folk, räudigen Surf-Gitarren und sphärischem Indie-Rock, die sich vor den Beiträgen der großen Stars nicht verstecken müssen, auch wenn sie wohl stets in deren Schatten verbleiben werden.
Ob es nun dem kreativen Mitteilungsbedürfnis geschuldet ist, dass das Album komplett bei Bandcamp streambar ist, oder ob Parish nach wie vor einen ambitionierten Draht in den Indie-Untergrund pflegt, ist letztlich egal. Denn ein Abend mit ihm ist wie eine gute Zusammenfassung all der Höhepunkte des verschrobenen Indie-Pops und großen Alternative Rocks. Mit der Gewissheit, dass der Künstler auf der Bühne dort nicht nur wegen dicker Gagen oder eines überhöhten Egos steht, sondern vor allem, weil er von der Musik nie genug bekommt.
19.11. 2018
John Parish
20 Uhr, Musikbunker
Klaas Tigchelaar // Veröffentlicht im Stadtmagazin Klenkes
08.10.2018