Zenzile

5+1 meets Jay Ree
Yotanka Productions / Broken Silence / VÖ 04.02.2019

Das Quintett aus Anger präsentiert nach mittlerweile zehn Albumtiteln die neueste Folge ihrer »5+1«-EP-Reihe, die seit 1999 herausgegeben wird und nun erstmals auch auf Albumlänge läuft. Fünf Musiker plus ein Sänger interpretieren hier jeweils Modern Roots Reggae mit Gesang, dem immer eine instrumentale Version mit traditionell-trippigem Dub-Reggae gegenübersteht.

 

Bisher waren hierfür Sir Jean, Jamika, und Cello als Sänger und Sängerinnen mit von der Partie. Am Mikrofon hat sich nun der Londoner MC und Sänger Jay Ree eingefunden, der mit den Franzosen zuletzt vermehrt live aufgetreten ist. Ergibt zehn verspulte Tracks, die sich klanglich eher auf der sauberen, verhallten Seite bewegen und alten, wertkonservativen Reggae-Staub bewusst ignorieren.

 

Denn auch die Tracks mit Gesang, wie »Stay Close To Me« leben von rückkoppelnden Echos und schummerigem Flow, der in »Disconnected« sogar einen elektronisch anmutenden Beat erwischt. Zum Vergleich immer die direkt anschließende Dub-Version, wie immer mit humorig adaptiertem Songtiteln (also z.B. »Close To Dub« und »Dub Connected«), die noch ein paar flächige Synthesizer und die genretypischen Tiefbässe mit reinpacken, und damit schon beinahe an trancige Elektromusik-Ausleger andocken.

 

Klaas Tigchelaar // Veröffentlicht im Stadtmagazin Schnüss                                                                                     25.01.2019


Sneaks

Highway Hypnosis
Merge / Cargo / VÖ 25.01.2019

Verglichen mit den beiden Vorgängeralben »It’s A Myth« (2017, 18 Minuten) und »Gymnastics« (2016, 13 Minuten) ist »Highway Hypnosis« mit 28 Minuten fast so etwas wie ein Doppelalbum. Und obwohl selbst die Kulturkonsumenten heutzutage zu schnell gesättigt und ständig abgelenkt sind: Die knappe halbe Stunde wird von Eva Moolchan aka. Sneaks mit höchst abwechslungsreichem Sound gefüllt.

 

Stilistisch ist sie schwer zu greifen, zwischen HipHop, 2Step, Frickel-Electro und Queer-Punk lässt sie keine Lücke. Der Verweis zu Santigold, der bei »The Way It Goes« noch treffend erscheint, wirkt bei den lieblichen Gesangslinien und schleppenden Offbeat-Drumpatterns von »Addis« schon wieder deplatziert.

 

»Holy Cow Never Saw A Girl Like Her« ist ein karger Einminüter, der mit zerrendem Bass und einer einzigen Gesangszeile auskommt. Obwohl die elektronischen Tracks dieses Mal stärker ausgearbeitet sind, schlägt die Bassistin, Komponistin und Sängerin doch immer wieder den Bogen zum DIY-Punk. Dieser Link scheint durch die spontane Herangehensweise von Moolchan direkt logisch.

 

Kein Song überschreitet die Drei-Minuten-Marke, jeder der 13 Titel benutzt eine andere stilistische Schattierung, die sich immer innerhalb eines minimalistischen, coolen, oftmals tanzbaren Rahmens bewegt. So aufregend kann Reduktion dann letztlich doch sein.

 

Klaas Tigchelaar // Veröffentlicht im Stadtmagazin Schnüss                                                                                     25.01.2019