MUSIK

2Raumwohnung

20 Jahre 2Raumwohnung
IT-Sounds/Rough Trade/VÖ: 28.02.

Deutschsprachiger Elektropop - frisch renoviert: Ein Besuch in der 2raumwohnung lohnt sich immer.

 

Inga Humpe und Tommi Eckart lebten bereits in Berlin, als der Hype so langsam richtig losging. Als aus der verschlafenen, wiedervereinten Hauptstadt so langsam eine rotzige, kreative, schäbige und wunderschöne Metropole wurde. Und das ist nun auch schon wieder 20 Jahre her. Zeit für ein Best-Of-Album, Remixes, zwei brandneue Songs und eine kleine Tour Anfang im März.

 

Ja, hier darf mal wieder die etwas angestaubte Phrase "Kinder, wie die Zeit vergeht" fallengelassen werden. Denn der Sommer des Jahres 2000 gilt als der Sommer des vereinten Party-Berlins und "Wir trafen uns in einem Garten" von 2Raumwohnung ist ein gewichtiger Teil des begleitenden Soundtracks dazu. Eine Zeit wohlgemerkt, in der es noch keine Streaming-Dienst-Playlisten gab, zumindest nicht für die große Allgemeinheit.

 

Auch neue Songs enthalten

Das zur Jahrtausendwende von Inga Humpe und Tommi Eckart ins Leben gerufene Projekt passte mit seinem fröhlichen, unbeschwerten und stets mit einem Hauch von internationaler Souveränität ausgestatteten Sound wunderbar in die Aufbruchsstimmung der Hauptstadt Berlin und verlieh ihr gleichzeitig einen neuen Glanz, der auch beim Partyvolk in London, Paris oder Los Angeles nicht unbemerkt blieb. Ein Händchen für pointierte Kompositionen und leichtfüßige, aber durchaus tiefgehende deutsche Texte haben Humpe (die zu den Bands Neonbabies und DÖF gehörte und als Gastsängerin auf vielen Platten der 1980er-Jahre vertreten war) und ihr Lebensgefährte Eckart (der Andreas Dorau produzierte und mit Klaus Löschner zusammenarbeitete) sich schon früh selbst angeeignet.

 

Und nach Erfolgsalben wie "36 Grad" (2007) und "Es wird Morgen" (2004) sowie dem bislang letzten, achten Album "Nacht und Tag" von 2017 ist es nun längst an der Zeit, eine Zusammenstellung der besten, beziehungsweise erfolgreichsten Songs unter die Leute zu bringen. Auch da gehen 2Raumwohnung mit Liebe zu Werk, enthalten sind neben neuen Mixes wie "Wir werden sehen" (Paul Kalkbrenner/2020 Edit), "Ich bin die Bass Drum" (Jan Oberländer Remix/Short Version), "Das sind wir 2020 Edit" und "Wir trafen uns in einem Garten mit Max 2020 Edit" auch die komplett neuen Songs "Das ist nicht das Ende Baby" und "Hier sind wir alle". Vor allem "Hier sind wir alle" zeigt dabei mit düsterem House-Beat und eher melancholischer Stimmung eine etwas dunklere Seite des Erfolgsprojekts.

 

Davon wird aber bei der kleinen Jubiläumstour, die am 17. März in Osnabrück im Rosenhof startet und unter anderem auch in Köln, Frankfurt/Main, Stuttgart, München und natürlich in Berlin halt macht, nicht viel zu merken sein, denn dort heißt es schlicht: tanzen und mitsingen!

Klaas Tigchelaar // Veröffentlicht bei blick.de                                                                                           28.02.2020


MUSIK

Lee Ranaldo & Raül Refree

Names Of North End Women
Mute/PIAS/Rough Trade/VÖ: 21.02.

Als Gitarrist Lee Ranaldo (of Sonic Youth-Fame) einst durch ein Viertel im Norden von Winnipeg, Manitoba schlenderte, machte er eine interessante Entdeckung: Alle Straßen dort waren nach Frauen benannt, Lydia, Kate, Dagmar, Harriett, Juno, ausschließlich mit Vornamen.

Ranaldo notierte die Namen in Gedichten und hatte zugleich den Titel für sein zweites Album mit Raül Fernandez Miró, besser bekannt als Raül Refree. Dieser hatte ihm schon bei seinem letzten Soloalbum „Electric Trim“ (2017) helfend zur Seite gestanden. Und natürlich wird Kunst hier mit Großbuchstaben und dreifachem Subtext ausdefiniert.

Eine Marimba, ein Vibraphon, ein paar Sampler, eine alte Studer-Bandmaschine und ein modifizierter Kassettenrekorder sollten die Werkzeuge für diese Platte sein. Herausgekommen ist ein waberndes, geheimnisvolles Stück Geräuschkulisse mit vielen Stimmen, zuschlagenden Türen und seltsamen Drumsounds, die sich tatsächlich auf dem Tonband der Bandmaschine befanden, die Ranaldo vor ewigen Zeiten erworben hatte.

Progression statt Provokation, die Verquickung von analogen, rauschenden Klangfetzen und moderner Samplertechnik zu einer Art Spoken-Word-Improvisation, fernab der Popmusik und den Belangen herkömmlicher Musikkomposition, die überdies mit ziemlich wenig Gitarren, aber durchaus versöhnlichen Gesangslinien daherkommt.

 

Klaas Tigchelaar // Veröffentlicht bei klenkes.de                                                                                     13.02.2020


MUSIK

Grimes

Miss Anthropocene
4AD/Matador/Indigo/VÖ: 21.02.

Als Model und Partnerin von Elon Musk liefert Grimes immer viel dankbaren Stoff für die Klatschpresse. Ihre Musik aber bleibt auch auf „Miss Anthropocene“ ein krasser Pop-Gegenentwurf.

 

Als Partnerin von Tesla-Chef Elon Musk, Model für Stella McCartney, Adidas und Chanel sowie als T-Shirt-Designerin für das Modelabel Yves Saint Laurent ist Grimes stets eine heiße Quelle für die Modemagazine und Pop-Klatschspalten. Die 1988 in Vancouver, Kanada, geborene Claire Boucher (wie Grimes eigentlich heißt) hat mit ihren vergangenen Alben aber auch bewiesen, dass sie Pop-Star und selbstbestimmte, querdenkende Musikerin, Komponistin und Sängerin zugleich sein kann.

 

Angeblich hat sie erst während ihres Studiums der Neurowissenschaften damit angefangen, zu musizieren, und sich nebenbei selbst beigebracht, Musik professionell aufzunehmen. Mit aufsehenerregenden Kollaborationen und immer neuen Kunstaktionen sorgt Grimes dafür, dass es immer einen Grund gibt, über sie zu reden. Die künstlerische Selbstverwirklichung aber steht bei ihr, anders als bei vielen prominenten Kolleginnen, immer an erster Stelle.

 

Das neue Album „Miss Anthropocene“, das bereits im Jahr 2017 angekündigt wurde und dessen erste Songentwürfe zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen Künstlerin und Plattenfirma geführt haben sollen, ist in jeder Hinsicht ein echtes Schwergewicht geworden. Schon der Titel, die Zusammenstellung aus den Worten „Misanthropie“ (Menschenhass) und „Anthropocene“ (Anthropozän; der Begriff steht für das Zeitalter des Menschen), deutet es an: Grimes taucht hier tief in den Diskurs über Umwelt, Klimawandel, Egoismus und Selbstzerstörung der Menschheit ein. Die Internetseite der Künstlerin präsentierte sich zuletzt als düsteres Puzzle mit vielen Informationen und grafischen Designs, die natürlich von ihr selbst entworfen wurden.

 

Grimes hat erneut alles selbst in die Hand genommen, komponiert, gesungen und eingespielt. Und wer glaubt, dass bei solch einem wild-umtriebigen Workflow nicht mehr viel musikalische Komplexität zu erwarten sei, wird (wie schon bei den Vorgängeralben) eines Besseren belehrt. Mystische japanische Vocals vermischen sich auf „Darkseid“ mit düsteren Dub-Beats und Drum'n'Bass-Elementen. Der erste Track „So Heavy I Fell Through The Earth“ greift konsequent in die Trickkisten von Dreampop und EDM, biegt an jeder Ecke unberechenbar in eine neue Richtung ab und wirkt dabei einprägsam und verwirrend zugleich.

 

Überraschend taucht dann „Delete Forever“ als reduzierte, clever komponierte Singer/Songwriter-Pop-Perle auf, die zwischen einem dicken Beat und geschickt verstreuten Sample-Einwürfen durchaus auch ihren Tiefgang findet.

 

Der Unterschied zu früheren Grimes-Alben ist vor allem, dass das gekonnte Spiel mit klanglichen Gegensätzen auf „Miss Anthropocene“ noch fließender daherkommt als bisher. Und vielleicht auch, dass es diesmal noch mehr zu entdecken gibt. All die großen Musikpreise, die zuletzt eine Billie Eilish abräumte: Grimes wäre inzwischen definitiv auch reif dafür.

 

Klaas Tigchelaar // Veröffentlicht bei nordbuzz.de                                                                                  14.03.2020


MUSIK

Greg Dulli

Random Desire
Royal Cream/BMG/VÖ: 21.02.

Wer wie Greg Dulli mit einer unverkennbaren Stimmfarbe gesegnet ist, der braucht sich nicht unbedingt auf ewig hinter den eigenen Bands namens Afghan Whigs oder The Twilight Singers zu verbergen, sondern kann durchaus auch mal ein Soloalbum aufnehmen.

 

Nach 30 Jahren im Rock’n’Roll-Zirkus hat er es nun denn auch gewagt, und ist zu seinen »teenage bedroom roots« zurückgekehrt, wie er es selbst formuliert. Inspiration lieferten, neben den offensichtlichen musikalischen Einflüssen der beiden genannten Bands angeblich Prince und Todd Rundgren. Was jetzt nicht direkt zu hören ist. Vielmehr ticken die 37 Minuten im typischen Dulli-Stil vorbei, brüchig, verheißungsvoll, irgendwo zwischen drängelndem Rock, majestätischer Stimmgewalt und rauchgeschwängertem Literatencafé.

 

Interessanterweise haben es Dulli und Soundengineer Christopher Thorne im bekannten Joshua Tree Studio trotzdem geschafft, seiner Stimme noch neue Klangfarben (deutlich z.B. im Anfang von »Sempre«) zu entlocken. Drumherum geben sich befreundete und begehrte US-Rocker die Studiotürenklinke in die Hand, u.a. Jon Skibic (Afghan Whigs), Nelson und Schneeberger von den Twilight Singers sowie Schlagzeuger Jon Theodore (QOTSA, The Mars Volta).

 

Beste Voraussetzungen für ein abwechslungsreiches Album zwischen hastiger Gitarrenwut, langsam pulverisierenden Akustikmomenten und explodierenden Indierocksongs wie »The Tide«, die tatsächlich an die besten Momente der Afghan Whigs anknüpfen können.

Klaas Tigchelaar // Veröffentlicht im Bonner Stadtmagazin Schnüss                                              07.02.2020


MUSIK

Nathaniel Rateliff

And It's Still Alright
Caroline/Universal/VÖ: 14.02.

Kann Folk pompös klingen? Durchaus, meint Singer/Songwriter Nathaniel Rateliff, der zuletzt mit der Band Nathaniel Rateliff & The Night Sweats die soulige und gospelhafte Seite der akustischen Musik erkundete und nun sein erstes Soloalbum seit sieben Jahren veröffentlicht.

 

Das Gegenteil einer Schreibblockade ist wohl das, was die letzten Jahre in Nathaniel Rateliff auslösten. Der Musiker aus Denver musste viel Schmerz aushalten. Seine Ehe ging in die Brüche, inzwischen ist er geschieden, und im Juli 2018 starb Richard Swift, ein langjähriger Freund und außerdem der Produzent der beiden Alben von Nathaniel Rateliff & The Night Sweats (2015, 2018). Nun veröffentlicht Rateliff mit „And It's Still Alright“ erstmals seit sieben Jahren wieder ein Soloalbum. Klar, Schmerz erzeugt das Bedürfnis nach Verarbeitung und Kanalisation, was für einen Künstler natürlich immer Fluch und Segen zugleich ist.

 

Obwohl der Opener „What A Drag“ textlich von Hoffnungslosigkeit und traurigen Querverweisen auf die beendete elfjährige Beziehung mit Ex-Frau Jules durchtränkt ist, schlagen der stoisch-reduzierte Schlagzeugbeat, die gedoppelten Gesänge und die vorbeifliegende Slide-Gitarre erstaunlich optimistische Töne an. Der Titelsong des neuen Albums, „And It's Still Alright“, und „All Or Nothing“ orientieren sich dagegen deutlich an klassischem, akustischem Rhythm and Blues, jedoch immer begleitet von einer sanft schwebenden Orgel im Hintergrund. Gerade in diesen Momenten wirkt die Musik auf diesem Album, das Richard Swift sich kurz vor seinem Tod noch von Rateliff gewünscht hatte, enorm emotional.

 

Traurigkeit zur Kunst erheben

„Ich glaube, ich sehe immer etwas Hoffnung in der Dunkelheit, und ich möchte das gerne teilen“, erklärt der Musiker in einer Presseinfo. Stampfende Percussions und ekstatisch-hinausgeschriene Refrains beleben das sonst recht entspannte Stück „Expecting To Lose“, welches in kurzem Scat-Gesang seinen Höhepunkt findet. Verspieltes Fingerpicking an der Gitarre, lebhafte Slide-Gitarren, ein in der Ferne aufwallender Gospelchor und herzzerreißend schöne Gesangsmelodien wie in „Tonight 2“ beweisen, dass Schmerz manchmal die beste Musik hervorbringt. Und man hat den Eindruck, dass diese Musik für Rateliff auch eine Art Medizin ist.

 

So brachten tragische äußere Umstände den 41-Jährigen dazu, ein wirklich gelungenes neues Soloalbum zu erschaffen. „And It's Still Alright“ verbindet verschrobene kleine Folk-Schnipsel, wie man sie von Rateliff schon kannte, gekonnt mit großem, zuweilen orchestralem Pomp - ohne Übertreibung, Künstlichkeit oder das Bestreben, bestimmte Genregrenzen einhalten zu müssen.

 

Klaas Tigchelaar // Veröffentlicht bei nordbuzz.de                                                                                  14.03.2020


MUSIK

Drama

Dance Without Me
Ghostly International/Cargo/VÖ: 14.02.

Dieses Duo sollte bitte nicht mit den gleichnamigen Rockbands aus England oder Uruguay verwechselt werden. Denn das in Musik verwandelte Drama von Produzent Na’el Shehade und Sängerin Via Rosa aus Chicago ist ein deutlich düstereres und tanzbareres Spektakel.

 

Nach einigen selbstveröffentlichten EPs kamen sie 2019 endlich beim Label Ghostly International unter, welches bekanntermaßen stets nach der spannenden Kehrseite in der elektronischen Musik sucht. »Dance Without Me« heißt das längst überfällige Debütalbum, dass mit den von der Plattenfirma gedroppten Schlagbegriffen »R&B« und »Dance-Pop« aber reichlich unzureichend charakterisiert wird.

 

Vielmehr fühlt man sich von einer bedrohlichen Mischung aus düsterem, aber entschärftem Chicago-House, sehr warmen und souligen Vocals und einer chartsmäßigen Dance-Kompaktheit verwirrt. Zwar dreht sich alles um Rosas eindrucksvolle Stimme, die manches Mal an eine etwas hibbelige Sade Adu denken lässt, aber die Beats, Melodien, Streicher-Flächen und unerwarteten Breaks im Hintergrund unterstützen die Unberechenbarkeit, die den vermeintlich unaufdringlichen Sound dann doch recht spannend macht.

 

Denn hier ist viel kompositorische und textliche Tiefe vorhanden, geschöpft aus freien Lyrik-Experimenten und einer Hingabe für die schönen Momente, tief in der dunklen Verzweiflung, die das Leben zuweilen offenbart.

 

Klaas Tigchelaar // Veröffentlicht im Bonner Stadtmagazin Schnüss                                              07.02.2020


MUSIK

Nada Surf

Never Not Together
City Slang/Rough Trade/VÖ: 07.02.

»The weight of the world must have ripped my mind«, singt Matthew Caws in »So Much Love«, kurz for dem aufputschend-versöhnlichen Refrain, der viel Liebe verbreitet.

 

Und nicht nur diese etwas dunkler gefärbte Zeile im Opener des mittlerweile neunten Albums der Feel-Good-Indierocker drückt aus, dass eben doch auch reichlich viel unharmonische Töne in dieser nur scheinbar glanzvollen Welt erklingen. Das bringt die vier New Yorker aber auch 2020 nicht davon ab, mit eingängigen, leicht angezerrten Gitarren musikalischen Optimismus zu verbreiten, irgendwer muss schließlich durchalten und den Feierabend-Soundtrack abliefern.

 

Und das geht Nada Surf mal wieder ganz leicht von der Hand: »Come Get Me« ist eine schunkelnd-einleuchtende Indie-Hymne mit dezenten Synthi-Effekten, »Something I Should Do« brät mit jeder Menge Gitarren und Caws versöhnlich-sanftem Gesang nach vorne, während drängender Sprechgesang mittendrin die Zukunftsangst umreißt: »But nothing changes how people are, what they spend their time doing or thinking about, the world is dying, the world is living.«

 

Gerade diese vermeintliche Einfachheit ist die bleibende Stärke der Band, die einen textlich eintauchen lässt, oder sich alternativ damit begnügt, die sonntägliche Niedergeschlagenheit musikalisch perfekt zu umrahmen.


Klaas Tigchelaar // Veröffentlicht im Stadtmagazin Schnüss                                                              07.02.2020


MUSIK

Aisha Badru

Transcendence EP
Nettwerk/Cargo/VÖ: 07.02.

Es ist schön, dass auch im Jahr 2020 noch Musik veröffentlicht wird, die einen ohne Vorwarnung vom Hocker haut.

Leider ist das Debütalbum »Pendulum« der in Orlando lebenden Singer-Songwriterin von 2018 irgendwie am Musik-Redaktionstisch vorbeigehuscht, sodass wir erst jetzt dieser einzigartigen Stimme gewahr werden können, die einfühlsam, wunderschön und doch weit abseits des Mainstreams erstrahlt. Badrus lieblicher, beinahe geflüsterter Gesang wird von einer brüchigen Wärme getragen, der Stille einfordert. Obwohl sie stets kraftvoll und sauber intoniert, wirkt Badru doch wie eine metaphorische, leicht flusige Kuscheldecke, die auch mit Vergleichen zu Corinne Bailey Rae oder Lianne La Havas nur unzureichend charakterisiert werden kann.

 

Zu dieser Ausnahmestimme passen die eher akustisch-ausgerichteten Hintergrundgeräusche auf der neuen 5-Song-EP definitiv noch besser, als die elektronisch unterfütterten Tracks des Albums. Sanfteste Akustikgitarrenschläge, verhallte E-Gitarrenakkorde, die zeitlos im Raum stehen, schüchtern wabernde Synthi-Orgeln – alles hält sich vornehm zurück, wenn Aisha Badru ihre poetischen Texte vorträgt. Ein zerbrechliches, aber gar nicht unsicheres Kleinod voll sanfter Pracht, dass sich bei einem abendlichen Glas Rotwein sicher besser einsetzen lässt, als im morgendlichen, endlosen Berufsverkehrs-Stau.

Klaas Tigchelaar // Veröffentlicht im Stadtmagazin Schnüss                                                              07.02.2020