MUSIK
Buscabulla
Regresa
Domino/GoodToGo/VÖ: 08.05.
Natürlich ist auch in der Karibik nicht immer alles eitel Sonnenschein. Aber im Vergleich zu unserer Miesepetrigkeit sind Produzentin, Songwriterin und DJane Raquel Berrios und Multiinstrumentalist Luis Alfredo Del Valle natürlich immer noch große Strahlemenschen. Nach ihrem Aufenthalt in New York, wo das Duo 2014 mit Dev Hynes (Blood Orange) ihre erste EP aufnahm, sind sie nun in ihre Heimat Puerto Rico zurückgekehrt, um Genuss und Melancholie auf einem Debütalbum zu verbinden.
Ein spannender Stilmix: chillige Café Del Mar-Grundstimmung trifft auf karibische Bachata-Einflüsse, 80s-Synthpop und einen guten Schuss Reggaeton. »Club Tú Y Yo« offenbart dabei verhaltene Melancholie zu schleppenden Synthi-Beats und Berrios trauriger Stimme, deren
Finsternis einem beim Post-Traumstrand-Cocktailgelage wahrscheinlich verborgen geblieben wäre. Während man später vielleicht zu »Manda Fuego« in nachdenklicher Beduseltheit den Körperkontakt des Tanzpartners sucht, und einen der aufpeitschende Uptempo-Dancetrack »Vámono« als Wecker-Klingelton zum Sonnenaufgang am Strand ins Paradies zurückholt. Klar, karibischer Urlaubskitsch ist halt erstmal bis auf weiteres gestrichen.
Aber im heimischen Sonnenlicht, mit einem quietschbunten Cocktail auf der Discounterliege bringt einen Buscabulla diesen Glücksmomenten schon ziemlich nahe. Und die gelegentlichen, disharmonischen Zwischentöne sorgen dafür, dass wir uns dabei nicht allzu schuldig fühlen müssen.
Klaas Tigchelaar // Veröffentlicht im Bonner Stadtmagazin Schnüss 08.05.2020
MUSIK
Black Lab
Abyss
New Heavy Sounds/Cargo/VÖ: 08.05.
Osaka erstarrt unter dem »Dark Witch Doom«, den Gitarristin/Sängerin Yuko Morino und Schlagzeugerin Chia Shiraishi, erwecken. Ihr Bandname beruft sich sowohl auf Black Sabbath, als auch auf Stereolab, und auch der Titel des Debütalbums »Under The Strawberry Moon 2.0« von 2018 beweist Sinn für leicht-absurde Komik und Ironie.
Wozu auch die tiefschwarzen Gewänder und die Osbourne-Kreuz-Gedächtnishalskette von Morino ihren Teil beitragen. In langsamen, verzerrten Mantras, die tatsächlich Black Sabbath oder Boris näherstehen als etwa dem Zeitlupen-Doom von Sunn O))), drückt sich der Verzerrer als alles zermalmendes Klangwerkzeug in den Vordergrund. Eine musikalische Schrankwand, die nur von flinken Schlagzeugfills, prasselnden Beckenschlägen und Morinos Stimme durchkeuzt wird, zwischen verhallten My Bloody-Valentine-Gesangslinien und gutturalem Knurren.
Gerade diese Referenzen schaffen eine Distanz zwischen der Mehrheit der (meist männlichen) Doom-Künstler und BlackLab, die Stilistiken des Punk, des Metal und des frühen Heavy-Rock genauso souverän zerstören, wie ihr Sound sich auch – trotz des offensichtlichen Gigantismus‘ – problemlos mit Lofi-Elementen, oder einer gelegentlichen Moog-Synthilinie schmückt. »Forked Road« kann da als völlig übersteuerter Rocksong genauso glänzen wie der schleppende Siebenminüter »Sun« mit endlosen Aufnahmespuren voller Fuzz-Gitarren und bekifften Sololinien. Ein wütendes und hochkreatives Album, dass dem Doom-Genre auch ein bisschen vom schmerzlich vermissten Humor einflößt.
Klaas Tigchelaar // Veröffentlicht im Bonner Stadtmagazin Schnüss 08.05.2020